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In einer Zeit des universellen Betrugs ist die Wahrheit zu sagen ein revolutionärer Akt. – Unbekannt

  • Foto del escritor: sylviahatzl
    sylviahatzl
  • 11 oct 2022
  • 9 Min. de lectura


Gestern war der internationale Tag der mentalen Gesundheit.


Mentale Gesundheit… das hat erstens nichts damit zu tun, ob ein Mensch Autismus hat, oder ADHS oder was auch immer, oder eben nicht.


Und zweitens ist die mentale Gesundheit weder separat noch unabhängig von der körperlichen Gesundheit, und sollte auch nicht so verstanden oder betrachtet werden. Körper und Geist wirken aufeinander.

Selbst wenn heute ständig betont wird, daß Autismus keine Krankheit ist, ist Autismus dennoch Bestandteil von Medizin und Psychiatrie, für autistische Kinder gibt es Verhaltenstherapien und in der Sprache darum finden sich unverändert die Begriffe “Defekt” und “Fehler”, die es selbstverständlich auszubügeln und zu korrigieren gilt. Wir sind heutzutage ja sogar soweit, eine hohe Intelligenz zu diagnostizieren, also praktisch wie eine Krankheit zu sehen.

Und das ist der ganz große und auch fatale Denkfehler des modernen (westlichen) Menschen unserer übertechnologisierten Zeit. Die Anfänge reichen an den Beginn der Industrialisierung zurück, und sogar weit darüber hinaus. Seither jedoch finden wir in Medizin, Biologie und anderen Naturwissenschaften gehäuft “Gendefekte”, “Geburtsfehler”, und, und, und. Natürlich drängt sich dem mathematisch konditionierten Geist die Idee eines “Geburtsfehlers” auf, wenn etwa ein Kalb mit fünf Beinen geboren wird, oder ein Kind mit Down-Syndrom… und der dieserart konditionierte Geist wird dann denken, daß dieser “Fehler” “korrigiert” werden muß. Auf dieser Geisteshaltung, auf diesem Verständnis von Natur und Leben beruht die gesamte moderne Zivilisation, die scheinbar ihren Ursprung in Europa und dem Christentum hat, doch wenn wir etwas genauer hinschauen, stellen wir fest, daß diese Denkweise und Geisteshaltung schon bei den alten Griechen zu finden ist… bei den alten Hebräern und Indern und den Chinesen… sie reicht zurück zu dem Moment, als der erste Mensch dachte, eine bestimmte Pflanze gezielt züchten zu können, und gezielt nur bestimmte Tiere zur Reproduktion zuließ, um bestimmte Charakterzüge zu bewahren und zu stärken, und andere zu schwächen oder gar auszulöschen. Der nächste Schritt, der dieser Entdeckung folgte, war, anzunehmen, daß das Leben, die Natur von sich aus es weniger gut könne, als der Mensch. In den Kulturen, die dann im Laufe der Zeit groß und mächtig wurden, began der Mensch, sich als Herr über Leben und Tod zu verstehen, sei es auf dem Schlachtfeld, im Rahmen der Spiritualität (an dieser Stelle möchte ich gerne zu folgender Überlegung einladen: noch heute denken die meisten Menschen mit Schaudern an die Rituale der Azteken und Maya, bei denen Menschen bei lebendigem Leibe das Herz herausgeschnitten wurde, als Opfergabe für die Götter… oder die Menschenopfer der Germanen und Kelten, ebenfalls, um die Götter zu besänftigen oder günstig zu stimmen… so lehrt es uns die Mainstream-Archäologie der westlichen Wissenschaftler. Nun… was waren aber all die Frauen, Mädchen und auch einige Männer, die “im Namen des Herrn!” auf Scheiterhaufen verbrannt wurden? “Im Namen Gottes!” gefolterte und noch bis ins 19. Jahrhundert hinein gehängte “Hexen” und andere… auch dies geschah alles im Rahmen religiöser Vorstellungen, um einem Gott zu huldigen und ihn, nun, zu besänftigen und günstig zu stimmen!…) und gesellschaftlich: wenn im antiken Griechenland eine Ehefrau ihr Kind geboren hatte, brachte sie es nach ein paar Tagen zu ihrem Ehemann, damit er es annehmen und anerkennen würde. Tat er dies jedoch nicht, mußte das Neugeborene ausgesetzt werden – sein sicherer Tod.


Diese Idee des (männlichen!) Menschen als Herr über das Leben hat sich entsprechend weiterentwickelt im Laufe der Jahrhunderte, und je mehr Ernährung und Medizin “rationalisiert” wurden, desto mehr glaubte man sich auch in der Lage, die Natur zu beherrschen. Wo man das nicht konnte, wurde vernichtet – von Wölfen und Bären über Adler bis hin zum Menschen selbst: alles, was als “wild” galt, war “feindlich” und mußte bekämpft, besiegt und unterworfen oder gleich ganz ausgelöscht werden.


Bis zum heutigen Tag wird die Natur als feindselig wahrgenommen und auch so dargestellt. Sei es in der Tier-Doku, die von einer feindseligen Umwelt spricht, egal, ob es sich um Pinguine in der Antarktis oder um Löwen in Namibia handelt, oder dem Action-Film über einen Helden, der allein in der Wildnis um sein Überleben kämpft. Den Tieren und ihren Organisationsformen werden menschliche Werte zugeschrieben, es wird von Führung gesprochen und von Königen… aber der Löwe ist kein König, und Wolfsrudel organisieren sich nicht wie eine Räuberbande um das stärkste Männchen – und auch das Töten dient nicht dem Beweis der eigenen Macht und Stärke, selbst wenn es unter Männchen durchaus manchmal so aussehen mag.


Es geht unter den Tieren, in der Natur nicht um “feindselig”, auch wenn das Nilpferd aggressiv ein Löwenrudel vertreibt und ein Pinguin-Junges in der Kälte der Antarktis erfrieren mag. Die Antarktis ist, wie sie ist, und die Tatsache, daß dort Pinguine leben, bedeutet, daß diese Tiere sich über unzählige Generationen an die Lebensbedingungen angepaßt haben. Und das bedeutet: sie haben, was erforderlich ist, um unter diesen Bedingungen nicht nur zu überleben – sondern ganz und gar und vollständig sie selbst zu sein. Ein “weniger feindseliges” Klima wäre für sie und ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten im Gegenteil tödlich.


Es geht in der Natur um ein bis ins feinste Detail aufeinander abgestimmtes “Miteinander” – auch, wenn es uns manchmal wie ein “Gegeneinander” erscheinen mag. Es geht um gegenseitige Abhängigkeit, wobei diese Gegenseitigkeit allesübergreifend ist. Das Jungtier ist auf Gedeih und Verderb von der Mutter abhängig, manchmal vom Vater, manchmal von beiden. Die Eltern wiederum sind oft von einer Gruppe abhängig. Und alle miteinander sind von den Jahreszeiten und den Pflanzen und anderen Tieren abhängig. Der Wolf und seine ganze Familie ist davon abhängig, genügend Hirsche zu finden, der Wald wiederum ist davon abhängig, daß es nicht zu viel Rotwild gibt, das junge Bäume zerstört, und so weiter, und so weiter, und so fort.


Es geht um das, was im Englischen “alignment” genannt wird. Die deutsche Übersetzung dieses Worts ist Anpassung, Ausrichtung, aber das trifft es nicht ganz, denn es fehlt dabei ein ganz bestimmter Aspekt, und zwar der entscheidende Aspekt: der Aspekt des “Flow”. Das Leben fließt, und alles paßt sich diesem Fluß an, denn Tiere haben zwar ein Ego, aber keinen Stolz.


Darum gibt es unter den Tieren, die in ihrem angestammten natürlichen Lebensraum leben, auch kein Trauma, wie ein bekannter amerikanischer Psychologe behauptet. Eine Antilope wird von einem Löwen angegriffen und schwer verletzt, entkommt ihm aber; eine Elefantenkuh verliert ihr Kalb; alles das trifft das Tier in dem Moment, von Elefanten wissen wir auch, dass sie sogar trauern – aber dann überlassen sie sich wieder dem Fluß des Lebens und kehren zurück in den gegenwärtigen Moment.


Trauma ist, wenn uns etwas widerfährt, das außerhalb dessen liegt, wofür wir ausgerüstet sind, sowohl beim Tier, als auch beim Menschen. Es gibt in Südostasien Gegenden, in denen Menschen weibliche Orang Utans einfangen, sie dann rasieren, sie schminken… und zur Prostitution anbieten. Das verursacht diesen Tieren massivstes Trauma.

Am anfälligsten für Trauma ist jedoch der Mensch. Da unsere Spezies nicht mit einem bestimmten Überlebensmuster für ein bestimmtes Umfeld ausgestattet ist, sondern mit der kreativen Intelligenz, sich in enorm kurzer Zeit überall anpassen zu können, sind wir mental auch extrem fragil.


Dies macht uns aber nicht zu einer Spezies, die außerhalb der Natur stehen würde, und ihrer Lebendigkeit, und ihrem Fluß, wenngleich das heutzutage die Mehrheit der Menschen zu denken scheint. Und ist es nun so, daß die Natur fehlerhaft ist? Macht die Natur Fehler?


Nein, das tut sie nicht.


Was die Natur allerdings tut, ist, experimentieren. Die Natur ist keine statische Entität. Die Natur ist Evolution, und Evolution ist ständige Veränderung. Der ganze Erdball befindet sich in ständiger Veränderung, wir bemerken es nur nicht. Küsten und Erdteile bewegen sich ununterbrochen, sie verschieben sich, und im Inneren der Erde pocht und brodelt es, genauso, wie wir uns ohne Unterlaß um die Sonne bewegen. Man nehme sich nur mal eine Stunde Zeit und setze sich ruhig hin, um die Schatten etwa auf der Straße zu beobachten. Dann kann man es mit eigenen Augen sehen.

Und alle diese “Defekte” und “Behinderungen”, die der modern konditionierte Mensch in anderen Menschen und bis hin zu Gurken und Tomaten ständig findet… was wenn alles dies in Wahrheit ein Teil des Experimentierens der Natur ist? Autismus ist eine andere Form der Wahrnehmung, der Logik. Ein Mensch, der hochsensibel ist, ist auch so, er oder sie nimmt anders wahr. Was, wenn gerade diese Hochsensibilität eigentlich der Ursprungszustand des Menschen ist? Und die Mehrheit sich in den Jahrhunderten davon entfernt hat, sodass heute nur noch ein Rest dazu in der Lage ist, Schwingungen und Energien so fein zu spüren? Ich behaupte, daß es so ist! Denn genau diese feine Wahrnehmung ist in jedem natürlichen Umfeld unbedingt erforderlich, ob es das Wetter betrifft, oder wo Wasser sein könnte, oder welche Kräuter bei Krankheit helfen… Hier drängt sich freilich nun der Gedanke auf, ob die Evolution tatsächlich eine Evolution ist…


Und Autismus… wird auch nur heute in unserer nach Gleichschaltung und Normierung strebenden Gesellschaft so genannt. Zu anderen Zeiten und in anderen Kulturen war das zum Teil ganz anders.

Was, wenn “Autismus” ein entscheidendes Experiment der Evolution ist? Und zwar, um durch ebendieses Anderssein wieder einen neuen Schwung an Kreativität einzuleiten…? Denn eines sei hier deutlich gesagt: die Schwierigkeiten und Probleme, mit denen autistische Menschen in unserer Welt so oft konfrontiert sind, liegen an unserer Gesellschaft – nicht am Autismus. In dieser normierten Welt mit ihren so eng gesteckten Grenzen dessen, was als möglich gilt und daher erlaubt ist… da gilt als defektiös und fehlerhaft, wer anders denkt und anders lebt, sei es das Kind, das als Zappelphilipp nicht stundenlang still sitzen kann, oder die Frau, die mit einer anderen Frau in Partnerschaft zusammenlebt… oder ganze Kulturen.

Aber die Natur macht keine Fehler. Busen oder Penis zu klein, Nase zu groß, falsches Hirn, falsche Hautfarbe, gar ganzer Körper falsch… alles das ist eine menschliche Erfindung, geboren aus diesem Geist der Normierung und diesem Bestreben, dieser Sucht, daß alles einem ganz bestimmten Schema und einer ganz bestimmten einfachen Rechnung zu folgen habe. Jeder männliche Löwe, der auf ein Rudel mit Jungtieren eines anderen Männchens trifft, wird diese Jungtiere töten, weil er einem Instinkt folgt, der seiner Spezies mitgegeben wurde. Unter Wölfen und Pferden können wir dagegen Adoption beobachten.

Und unter Menschen die ganze Freiheit der Kreativität.


Und diese Kreativität, die wir in unserer Zeit oft in so erschreckender Form manifestiert sehen… diese Kreativität kann auch ganz anders wirken. Man bedenke: alle materiellen Annehmlichkeiten, die wir heute genießen… Autos, Flugzeuge, Internet… alles dies entstammt Erfindungen, die im Hinblick auf Krieg und Eroberung und Zerstörung getan wurden. Der gesamte nicht nur technologische Fortschritt der modernen westlichen Welt fußt auf einer Kreativität, die immer Krieg und Eroberung zum Ziel hatte – also Zerstörung. Auch in der Kunst und Musik und Philosophie finden wir diesen Ansatz, von der Psychologie ganz zu schweigen.


Bis etwa zur Renaissance, und bis heute in anderen Kulturen, war der kreative Ansatz stets ein ganz anderer: es war Spiritualität. Und zwar zunächst eine Spiritualität, die aus der genauen und geduldigen Beobachtung der uns umgebenden Welt, der Natur geboren war (und ist). Erst viel später kam religiöses Dogma hinzu.

Und zeugt es nicht von der wahren kreativen Natur des Menschen ganz allgemein, all diese Erfindungen, die mit Augenmerk auf Gewalt und Zerstörung entwickelt worden waren… nun auf eine ganz andere Art zu nutzen? Dazu hat uns niemand aufgefordert. Das haben die Menschen einfach so gemacht, die Autobahnen und Autos und Flugzeuge und das Internet dazu zu nutzen, miteinander in Kontakt zu kommen und zu bleiben, sich gegenseitig zu besuchen, zu helfen… kurz: Gemeinschaft zu bilden. Mensch zu sein.

Die Evolution ist nicht vorbei, und es ist nicht der Stärkere, der gewinnt, sondern der, der sich am besten anpassen kann. Und es geht um *gemeinsam*, immer und ohne Ausnahme. Der Mensch ist weder die “Krone der Schöpfung” noch Herr über Leben und Tod. Neurodivergenz bedeutet weder besser noch schlechter und schon gar nicht “fehlerhaft” oder “defekt”. Je mehr und je länger die Menschen sich dem Fluß des Lebens und der Evolution verweigern und dagegen ankämpfen, auf all diese erdenklichen Arten, die wir ersonnen haben, desto schlimmer wird es um unsere mentale Gesundheit bestellt sein.

Müssen wir uns daher nicht gnadenlos ehrlich fragen, was es mit der mentalen Gesundheit in Wahrheit auf sich hat? Soll es wirklich darum gehen, im Grunde (mental) gesund geborene Menschen einer zutiefst dysfunktionalen Umwelt und Lebensform anzupassen? Armut und die Sorge darum, wie man sich selbst und seine Kinder ernähren soll, macht krank, an der Seele zuerst. Müssen wir uns daher nicht fragen, ob diese Mutter, die drei oder vier Jobs braucht und daher geistig einfach am Ende ist, wirklich Therapie braucht? Oder gar Tabletten?

Die weltberühmte Meisterturnerin Simone Biles hat es uns während der letzten Olympischen Spiele gezeigt: anstatt sich dem Leistungsdruck des Wettkampfes zu unterwerfen, ist sie ausgestiegen.


Hätte eine nicht-weltberühmte Turnerin sich das jedoch auch erlauben können?


Auf Netflix ist gerade die Serie um den Mörder Jeffrey Dahmer beliebt. Millionen von Menschen sitzen abends auf der Couch mit ihrem Abendessen und schauen sich dabei diese Geschichte an, mit ihren geistig-seelischen Abgründen und ebensolchen Szenen.

Das ist die geistig-seelische Krankheit unserer Zeit. Nicht nur Psychopathen und anders mental gefährlich kranke Köpfe wie Dahmer, auch daß wir als Gesellschaft uns an diesen Geschichten aufgeilen, und ein Aufgeilen ist es. Ich wage die Behauptung: derartige geistige Auswüchse sind ein mentaler Krebs und Ergebnis einer vollkommen de-humanisierten Lebensweise. Ein Tier wird nur dann aggressiv und anders verhaltensauffällig und allzu oft auch körperlich krank, wenn es gezwungen wird, auf eine Art zu leben, die nicht seinen von der Natur mitgegebenen Vorgaben entspricht.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß der Mensch in dieser Zeit des Wandels und Umbruchs dazu aufgerufen ist, sich neu zu orientieren. Es geht nicht darum, der Technologie und der modernen Lebensweise an sich wieder zu entsagen; es geht darum, auf unseren Geist zu schauen, und unsere Seele. Die Veränderung muß nicht im Außen stattfinden, sondern im Kopf. Angst und Haß und Gewalt entstehen im Kopf, und nur da können sie geheilt werden.

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