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Wir sind geboren, um zu lieben, wie wir geboren sind, um zu sterben, ...

  • Foto del escritor: sylviahatzl
    sylviahatzl
  • 19 ago 2022
  • 4 Min. de lectura

... und zwischen den Herzschlägen dieser beiden großen Mysterien liegt das ganze verworrene Gestrüpp unseres kleinen Lebens. Es gibt keinen anderen Weg als den hindurch. Und so gehen wir weiter, verloren und wieder verloren, in der kartenlosen Wildnis der Liebe. – Tim Farrington, The Monk Downstairs



Eine weitere Gefühlsregung die für mich sehr schwierig ist, zu erkennen und/oder zu benennen, und vor allem auch zuzulassen, ist Zuneigung.


Liebe.


Selbstverständlich bin ich liebesfähig – und wie! Ich kenne dann sogar keine Grenzen mehr und überschütte die andere Person oder Personen oder das Tier geradezu.


Das ist nun mit Kindern, Tieren, Pflanzen und alten Damen überhaupt kein Problem, war es nie und wird es auch in Zukunft bestimmt nicht werden.


Alle anderen Personen aber… da wird es kompliziert. Und zwar richtig.


Zum einen ist jemand, der so gestrickt ist, wie ich, mehr als leichte Beute für jede Art von emotionalem Mißbrauch, so unbeabsichtigt und seinerseits ahnungslos er auch geschehen mag. Von Menschen, die mit Absicht (und Vergnügen!) andere manipulieren und für ihre eigenen Zwecke mißbrauchen, will ich eigentlich gar nicht anfangen…


… muß aber geradezu darüber sprechen, weil mir dies im Leben natürlich nur all zu oft passiert ist. Das reicht von “superlieben” Kollegen oder Vorgesetzten, die “das unbedingt noch brauchen” bis hin zu Frauen und Männern, die sich “total lieb und verständnisvoll” in mein Vertrauen einschleichen, um mich nur ins Bett zu kriegen… Und wenn ich, als ich dann älter und erfahrener und auch mutiger geworden war, das Spiel dann durchschaut habe, meistens viel zu spät, und Nein gesagt habe, Position bezogen und meine Grenzen gezogen habe, dann gab es erboste Reaktionen, Anfeindungen und totale Ablehnung. Manchmal wurde oder werde ich sogar direkt beschimpft und am Ende sogar auch gegenüber anderen durch den Dreck gezogen. Erst vor einem Jahr ist mir eine Konstellation dieser Natur in hellen Flammen aufgegangen, und die Erinnerung daran erschüttert mich heute noch. Oft genug habe ich es natürlich nicht durchschaut, bis die andere Person, nachdem sie bekommen hatte, was sie wollte, einfach wieder verschwand oder mich plötzlich ganz anders behandelt hat, gerne auch in aller Öffentlichkeit.


Fast schlimmer noch ist der Umstand, daß ich die Emotionen und Gefühle anderer nicht lesen kann. Mehr als einmal ist es vorgekommen, daß jemand freundlich und geradezu lieb zu mir war, immer lächelnd… aber mich in Wahrheit gehasst, beneidet und abgelehnt hat.


Und wenn ich so zurückblicke… die letzten Jahre und Jahrzehnte… ich habe es auch nie erkennen können, wenn jemand auf mich steht. Sich in mich verliebt hat.


Es ist sogar einmal vorgekommen, daß ich eine Person direkt gefragt habe – nicht unähnlich der koreanischen Rechtsanwältin. Ich hatte gerade angefangen, zu begreifen, daß ich (nicht nur in der Hinsicht) irgendwie anders ticke, als der Rest der Menschheit, wenngleich der Gedanke an Autismus noch überhaupt nicht da war. Und eine sehr nette und attraktive Frau hatte ein Verhalten, das mich in höchstem Maße verwirrt hatte. Und so beschloß ich, den Stier bei den Hörner zu packen (!) und fragte sie eines Tages ganz direkt: “Ich weiß ja nicht… also, dein Verhalten… bist du etwa in mich verliebt?”


Nichts von alledem kann ich richtig lesen. Erst, wenn eine dritte Person etwas mitkriegt und sich dann entsprechend mir gegenüber äußert, gehen mir sozusagen die Augen auf. Das kann hilfreich sein – wenn diese dritte Person wirklich ein objektiver Dritter ist. Aber in dem Moment, wo die dritte Person eigene Interessen hat… na, es ist klar, daß dies natürlich nur zu einer Katastrophe führen kann. Vor allem für mich. Das ist etwas, was auch für meine Mutter und Oma Rosa immer glasklar war, und immer wieder gab es warnende Worte: “Kind, die nutzen dich doch (nur) aus!” Sogar mein Vater hat das gesehen und auch gelegentlich so etwas gesagt.


Soll das alles nun heißen, daß ich es nicht spüren kann, wenn ich geliebt oder gehaßt werde?


Natürlich kann ich es spüren: ich spüre etwas. Etwas durchaus Starkes, manchmal sehr Starkes. Das eine ist angenehm und schön und warm und wohlig und macht mich lächeln… das andere ist unangenehm und löst Anspannung und eine gewisse Angst aus. Aber es kann sehr, sehr lange dauern, bis ich wirklich erkenne und verstehe und dann auch den Mut finde, es als das zu benennen, was es ist. Und der Weg dahin ist ein Prozeß mit endlosen Tagebuchseiten voller Analysen, Vergleiche (mit allem, was ich zur Hand habe, sei es klassische Romane, Filme oder Telenovelas), mathematisch aufgedröselter Psychologie… da mir eine helfende dritte Person ja normalerweise fehlt und hier auch ein massives emotionales Trauma sitzt, sodass das Schöne an sich Erschrecken und Angst auslösen kann.


Daß allein diese “Unfähigkeit” traumatisierend sein kann, dürfte nicht verwundern, und dazu kommen natürlich eben die “ganz normalen” emotionalen Verwundungen… Als es vor ein paar Tagen in einem Workshop mit ein paar anderen Frauen, wir waren insgesamt zehn, um die Frage: “Woran denkst du, wenn du das Wort Liebe hörst?” ging, antworteten alle damit, wie das Wort zuerst schöne Assoziationen auslöse, und dann traurige Erinnerungen kämen.


Für mich war (und ist) es umgekehrt. Für mich löst dieses Wort zunächst einen leisen Schrecken aus, und Assoziationen wie: “Uff! Schwierig!” Und dann direkt als nächstes, überschneidend, kommt die Erinnerung an Amma und wie sie mir die Liebe gezeigt hat, und das ist eine schöne Erinnerung. Etwas, das Freude auslöst, und ein ganz heißes Herz. Und dann kommen Erinnerungen und Gedanken an Menschen wie Oma Rosa… Sr. Fidelis… meine Nichte und meinen Neffen… und andere, die ich liebe und die mich lieben.


Und mehr und mehr lerne ich, Schrittchen für Schrittchen, mit manchmal angehaltenem Atem, im wahrsten Sinne des Wortes, mich zu öffnen und einzulassen, auch auf die Gefahr hin, daß vielleicht doch wieder Verwundung geschieht, und sei es nur, weil wir Menschen halt einfach nicht perfekt sind und uns beim Tanzen halt einfach manchmal gegenseitig auf die Füße steigen…

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